Besuch der Schweizer Garde

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Artikel aus dem Mitteilungsblatt der Gemeinde Pentling zum Besuch der Schweizer Garde im Wohnhaus von Papst Benedikt XVI. im Juli 2010 (von Josef Eder)


Oberst Daniel Anrig übergibt Georg Ratzinger ein Geschenk

(Josef Eder). Die Schweizer Garde besuchte das Haus von Papst Benedikt XVI. in Pentling. Für jeweils zwei Stunden stand das Wohnhaus des Oberhauptes der katholischen Kirche unter dem Schutz seiner Leibwache. Die Gardisten kamen dreimal zeitlich versetzt in je einem Geschwader, damit der Heilige Vater in Rom nicht schutzlos ist. Das erste Geschwader führte Kommandeur Oberst Daniel Anrig mit seinem Stellvertreter Major William Kloter an. Gardekaplan Alian de Raemy war bei allen drei Besuchen dabei. Mitreisen durften bei jedem Geschwader je zwei Schwestern des polnischen Albertinerordens. Sie betreuen die Küche. Beim dritten Besuch am Montag (19.07.2010) berichtete ein Korporal dem Papstbruder Georg Ratzinger, dass der Heilige Vater sich nach dem sonntäglichen Angelusgebet (18. Juli 2010) nach seiner Heimat erkundigt hatte. Er wollte wissen, welche Blumen im Garten seines Pentlinger Hauses blühen und was es Neues gäbe. Die Augen des Papstes sollen vor Freude geleuchtet haben, als er die Berichte der Gardisten hörte.

  


Domkapellmeister Prälat Georg Ratzinger begrüßte die Gäste mit Pentlings erstem Bürgermeister Albert Rummel sowie den Hausverwaltern Therese und Rupert Hofbauer. Die Gardisten trugen sich in das Goldene Buch der Kommune ein. Rummel sagte: "Pentling ist in diesem Augenblick wieder in den Focus der Öffentlichkeit gerückt. Sie bewachen hier für kurze Zeit das Eigentum unseres Ehrenbürgers. Wir Pentlinger sind stolz, dass Benedikt XVI. seit 1969 seinen Wohnsitz in der Gemeinde hat". Besonders beeindruckt waren die Männer sowie die Nonnen von der bescheidenen Einrichtung des Hauses. Gekleidet waren die Gardisten nicht in ihrer farbenprächtigen Uniform, sondern im schlichten schwarzen Anzug mit dem Abzeichen der Truppe am Revers.

Humorvoll erzählte Georg Ratzinger von der Entstehung des Hauses. "Eigentlich hätten wir in Sinzing bauen sollen. Aber die Bauplätze gefielen uns nicht. Auch war der Weg zur Uni zu weit", sagte er.
Der Münchner Architekt Steininger plante das Wohnhaus. Die Bauform bezeichnete Ratzinger als "Sparkassenstil". Er erklärte, dass das Untergeschoss für kurze Zeit schon einmal vermietet war. Erst später wurde aus dem Wohnzimmer ein Gebetsraum. In unnachahmlicher Weise schilderte er die Aufteilung der Räume. Oberst Anrig übergab Domkapellmeister Ratzinger ein Buch und Schweizer Schokolade mit den Worten: "Die ist sehr süß". "Da wird mein Zuckerdoktor wieder schimpfen. Aber esse ich jeden Tag nur ein kleines Stück und habe somit länger etwas davon, " entgegnete der Papstbruder schmunzelnd.
Kreisbrandrat Waldemar Knott, Bezirksvorsitzender der Oberpfälzer Feuerwehren, überreichte im Namen der Floriansjünger ein kleines Geschenk an die Gardisten. Im kommenden Jahr plant der Bezirksfeuerwehrverband mit über 1000 Teilnehmern zum zweiten Male eine Romreise.

Anekdote: Nach der Messe im Haus der Passionisten in Ziegetsdorf ging Joseph Ratzinger im Winter 1969 zu seiner gemieteten Wohnung in der Hölkeringerstraße in Pentling. Beim Rohbau seines Hauses, den er dabei besichtigte, dachte er: "Im nächsten Winter ist es dort drinnen mollig warm und die Kerzen am Christbaum werden brennen". So geschah es auch und im November 1970 zog er ein.

Die Päpstliche Schweizergarde (gegründet 22. Januar 1506) ist das einzige verbliebene päpstliche Armeekorps in Waffen. Sie sichert den apostolischen Palast, die Zugänge zur Vatikanstadt sowie den Eingang des Castel Gandolfo (Sommerresidenz des Papstes) und ist für die persönliche Sicherheit des Papstes verantwortlich. Die offiziellen Sprachen (Kommandosprachen) der Garde sind deutsch und italienisch.
Seit 1970, als Papst Paul VI. die Nobelgarde wie auch die Palatingarde auflöste und der Gendarmerie klassische Polizeiaufgaben zuwies, ist die Schweizergarde die letzte der vormals vier päpstlichen Garden.
Aufgeteilt werden die Gardisten in drei Geschwader. Die Rekruten der Schweizergarde müssen katholische männliche Schweizer zwischen 19 und 30 Jahren alt, mindestens 1,74 m groß und sportlich sein. Außerdem müssen Sie einen einwandfreien Leumund besitzen, eine Mittel- oder Berufsschule sowie die Rekrutenschule der Schweizer Armee absolviert haben. Da für Schweizer Bürger der Militärdienst in einem fremden Staat seit 1848 verboten ist, wird der Einsatz in Rom als (Haus-)Polizeidienst betrachtet.