Festakt zur Ausstellungseröffnung

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Bericht: Josef Eder vom 6. April 2015

Eine aus Lindenholz geschnitzte Skulptur von Papst em. Benedikt XV., Ehrenbürger der Gemeinde Pentling, wurde am Ostermontag um 15 Uhr im Foyer des Rathauses von Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer und der 1. Bürgermeisterin Barbara Wilhelm enthüllt. Die Enthüllung war eine faustdicke überraschung für alle Anwesenden. Diese lebensgroße Figur ist einer der Magneten der dritten Ausstellung, die Heimatgemeinde ihren berühmten Sohn gewidmet hat. Zu sehen sind neben dem weißen Gewand mit dem Pileolus des Kirchenoberhauptes auch viele weitere noch nie gezeigte Objekte, die der Hl. Vater der Kommune überlassen hat.

Die Idee zur dritten Ausstellung hatte, wie schon die der beiden ersten Ausstellungen Gemeinderat Josef Eder, Sprecher des Arbeitskreises Öffentlichkeitsarbeit. Aus seiner Feder stammt auch der Titel der Ausstellung, die Dr. Maria Baumann wieder in bewährter Weise kuratierte. Wer das Rathaus durch den Haupteingang betritt, den grüßt Benedikt XVI. als Bild in überlebensgröße mit erhobenen Händen. Viele Fotografien zeugen von seinem Besuch 2006 in der bayerischen Heimat und die vielen Stippvisiten seiner Pentlinger Mitbürger bei ihm in Rom und Castell Gandolfo. Wie sehr Benedikt XVI. ein Pentlinger ist, sagen immer wieder die Worte, die er Besuchern mit auf den Weg gibt: "Pentling grüßen nicht vergessen". Seine Heiligkeit ist seit 31. Mai 1987 Ehrenbürger der Gemeinde und hatte im Ortsteil Pentling seit 6. November 1969 seinen Wohnsitz.

"Vor zehn Jahren wurde Professor Dr. Joseph Alois Kardinal Ratzinger zum Papst gewählt. Seine Heimatgemeinde Pentling zeigt nun die wichtigsten Stationen seines Lebens in einer Ausstellung im Rathaus. "Meine Wege in Pentling" lautet der Titel der Schau, die bis Sonntag 26. April zu sehen ist. Schwerpunkt ist dabei die Zeit zwischen seiner Papstwahl und heute. Wir wollen die Erinnerung auffrischen und die Verbundenheit zeigen. Der Neubürger wurde schnell einer von uns. So manche Freundschaft besteht bis heute. Und: Er hat nie den Kontakt zu Pentling, das seine Heimat geworden ist, abreißen lassen. Die Pentlinger sind pragmatisch und so fuhren wir zu ihm, nachdem er nicht mehr kommen konnte", hob Bürgermeisterin Barbara Wilhelm hervor. Besonders verwies sie auf ein Gratulationsbuch, in dem alle ihre Glückwünsche zum bevorstehenden 88. Geburtstag des Papstes emeritus verfassen können. Es wird rechtzeitig nach Rom gesandt.

"Der Schwerpunkt der Exponate stammt aus der Zeit zwischen der Papstwahl und heute", sagt Bürgermeisterin Barbara Wilhelm, die die Ausstellung organisierte. Sie nahm auch schriftlich mit Benedikt XVI. Kontakt auf und so sind viele persönliche Gegenstände aus dem Besitz des emeritierten Papstes zu sehen, die bisher noch nicht gezeigt wurden. Die Gemeinde selbst ist im Beisitz vieler Gegenstände, sodass die Besucher einen umfassenden Eindruck von der Persönlichkeit Ratzingers bekommen.

Webmaster Rainer Kühne hat eine Karte und Informationsmaterial für die Webseite erarbeitet, die die Fußwege des emeritierten Kirchenoberhauptes durch Pentling zeigen. Hier kann jeder diese Wege beginnend am Elterngrab der Ratzinger am Friedhof Ziegetsdorf bis zum Rathaus nachlesen und auch nachgehen. In der Ausstellung ist ein getragenes Gewand (Soutane) des Papstes, aber auch zwei Gewänder aus seiner Kardinalszeit zu sehen. Der Eintrag als Oberhirte ins Goldene Buch der Gemeinde im Jahr 2006 und als Kardinal ins Gästebuch der Pentlinger Feuerwehr wird gezeigt. Viele weitere besondere Exponate aus dem Leben des ehemaligen Papstes stehen auf dem Programm. Vor allem war ihm auch die Feuerwehr Pentling immer besonders wichtig gewesen. Drei Löschfahrzeuge, wovon das Erste jetzt bei der Pentlinger Ortsteilwehr Poign eingesetzt ist, hat er gesegnet. Alfred Maier hat Filme zur Verfügung gestellt und natürlich ist auch eine Hörstation mit Stimmen zu und über Prof. Ratzinger eingerichtet.

Kuratorin Dr. Baumann fragte in ihre Ansprache rhetorisch: "Was macht das Leben eines Menschen aus". "Wir bieten hier Bruchstücke der facettenreichen besonderen Momente. 1967 zog der damals 42jährige hier her. Die MZ stellte ihn als den Bruder des berühmten Domkapellmeisters Georg Ratzinger vor. Hier wollte er in Ruhe mit seinen Geschwistern leben und arbeiten, doch und sie zitierte: "Der Mensch dachte und Gott lachte". "Als Römer und Papst blieb er immer ein Pentlinger, der, der vom Gendarmenbuben über den Ministranten zum wortgewaltigen Kirchenfürsten aufstieg. Und Papa emeritus ist jetzt ein Eremit geworden".

Sein Häusle in der Bergstraße kann an drei Tagen besichtigt werden. Seit 2010 gehört es der Stiftung, die hinter dem Institut Papst Benedikt XVI. steht. Von 1969 bis 1977 wohnte er bis zu seiner Ernennung zum Erzbischof von München und Freising in der Pentlinger Bergstraße. Von 1977 an war Pentling sein Rückzugsort. Erst nach fünf Jahren seines Wirkens als Oberhirte der Kirche trennte er sich von seinem Häuschen. Ein Museum sollte es nicht werden. Für das Institut (Archiv und Bibliothek) und den notwendigen Arbeitsplätzen war es zu klein. So ist es jetzt ein Ort der Dokumentation und Begegnung. Hier sind handschriftlich aufgesetzt, und von seiner Schwester Maria getippt, Klassiker der Theologie sowie Predigten für die Dorfkirche entstanden. Die innige Nähe zu Pentling kann der Besucher im Haus und im am 19. April erscheinenden Bildband erleben. In einem weiteren Büchlein hat Benedikt XVI. die Pentlinger Predigten, mit einem eigens verfassten Vorwort versehen, drucken lassen. In der Ausstellung bekommen die Besucher Einblicke in das Leben und Lehre eines Jahrhundertgelehrten auf dem Stuhl des Hl. Petrus, der hier in Pentling zuhause war, so Dr. Christian Schaller vom Institut Papst Benedikt XVI.



Für Diözesanbischof Dr. Voderholzer begann seine Rede mit der Nachricht von Tod Papst Johannes Paul II. am 2. April 2005. Beim Requiem für den Verstorbenen am 8. April war eigentlich klar, wer dessen Nachfolger werden musste. "Ich erinnere mich an den 19. April. In meinem Stundenbuch bewahre ich u.a. einen kleinen Zettel auf. Er wurde mir am Altar der Pfarrkirche St. Nikolaus in Kasel gereicht. Das Ergebnis des Konklaves und der Name. Wir erlebten ein Pontifikat mit vielen Höhepunkten und schweren Tagen. Besonders in Erinnerung sind mir die drei Besuche in seinem Heimatland geblieben". "Was bleibt vom Theologenpapst?" Wie keinem Zweiten auf der Kathedra Petri in der letzten Zeit ist ihm gelungen, den Glauben vor den Ansprüchen und Herausforderungen der kritischen Vernunft auszulegen und zu begründen. "In seiner Regensburger Rede im Audimax der Universität hat er als höchste geistige und moralische Autorität den Islam zum Dialog herausgefordert. Herausgefordert sein Gottesbild zu klären und deutlich zu machen, dass Gewalt und Gottesbekenntnis niemals zusammengehen können. Wie prophetisch, wie notwendig war doch diese Rede. Jeder Tag bringt uns in erschreckender Weise neue Belege. Wir alle müssen die Herausforderung des Islam annehmen", stellte der Bischof klar. "Ich bin froh, dass seine Heimatgemeinde Pentling das zehnjährige Jubiläum zum Anlass für diese Ausstellung nimmt." Es sei eine Würdigung der Person und eines großen Theologen, so der Bischof.

Was erinnert in Pentling an den berühmten Ehrenbürger? Seine Person, die immer noch lebendig bei den Bürgern ist. Er war ihr Pfarrer, der als Theologieprofessor, für sie als Filialpriester sonntags wie auch werktags die Gottesdienste feierte. In seinen Urlauben, als Präfekt der Glaubenskongregation zu den ihn 1992 sein Vorgänger Papst Johannes Paul II berief, kehrte er oft heim nach Pentling, wo er wieder in St. Johannes am Altar stand. Hier an der Papstkirche ist eine Gedenktafel angebracht. Weiter gibt es Hinweisschilder an den Ortseingängen, im Altenheim "Haus Benedikt" und vor seinem Wohnhaus in der Bergstraße.

Und seit Ostermontag erinnert auch noch eine Holzskulptur im Rathaus an Prof. Dr. Ratzinger / Benedikt XVI. Gemeinderat Theo Gruschka übergab sie mit den Worten: "Auf dem Weg zum Gottesdienst in unserer Kirche ging Professor Joseph Ratzinger immer am Alten Tor und der großen Linde vorbei. Wie viele Generationen von Pentlingern sich am Anblick des Baumes erfreut haben, weiß man nicht. Aber seit letztem Herbst gibt es die Linde nicht mehr. Die Feuerwehr musste den Baum aus Sicherheitsgründen fällen. Einigen Stammtischkameraden wurde bewusst, dass diese Linde nicht einfach als nachwachsender Rohstoff verwertet werden kann, sondern etwas Besonderes aus diesem Original Pentlinger Holz werden sollte. So entstand die Idee eine Skulptur unseres Ehrenbürgers, Kardinal Joseph Ratzinger, bei der überreichung der Ehrenbürger-Urkunden durch Bürgermeister Gerhard Klier, aus diesem Stamm zu fertigen. Holzbildhauer Reinhard Baumann aus Neukirchen beim Hl. Blut hat sie angefertigt. Der Sonntags-Stammtisch übergibt sie der Bevölkerung Pentlings".

Vier Wochen Arbeit stecken in der Skulptur. Eine Motorsägenarbeit! Alle Feinheiten wie Hände und Gesicht sind handgeschnitzt. Das Schwierigste war den Mund herauszuarbeiten. Es war ein Charakterkopf mit tieffliegenden Augen, so der Künstler.

Eine Anekdote noch am Rande erzählte Domvikar Georg Völkl einigen Zuhörern: Pentlings Mesner Georg Hopfensperger kam zu mir und fragte, was sollen wir Ratzinger zum 60igsten Geburtstag schenken. "Einen Fresskorb?" Ich meinte: "Ein anderes Geschenk ist wertvoll und kostet wenig: Die Ehrenbürgerschaft." Und so geschah es dann auch.

Text: Josef Eder / Bilder: Rainer Kühne