Erinnerungen von Karin Renkawitz

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Papst Benedikt XVI. grüßt alle Pentlinger - Privataudienz am 08.09.2005
von Karin Renkawitz

Castel Gandolfo im Regen, aber recht warm. "Dieser Regen ist ein Segen fürīs trockene Italien!" meinte später Papst Benedikt, "Aber diese Heftigkeit hätte es nicht gebraucht."

In der privat wirkenden Audienzhalle empfing Seine Heiligkeit nach der gemeinsamen Messe zwei Delegationen aus Pentling: die drei Bürgermeister und die Gemeinderäte jeweils mit Partner, die Bürgermeister aus den Partnergemeinden Civrieux und Corciano, die Pfarrer Wohlgut und Giehrl, einige Repräsentanten der Gemeinde sowie eine gemischte Gruppe aus Erwachsenen und Kindern unter der Führung von Prof. Dr. Beinert. Mit stehendem Applaus empfingen die Besucher den Papst, der sichtlich erfreut war, Bekannte aus seiner Heimatgemeinde zu treffen.

Bürgermeister Albert Rummel bedankte sich ganz herzlich für diese Möglichkeit der Begegnung und grüßte den Papst im Namen aller Bürger der Großgemeinde Pentling. Er überreichte Geschenke, die dem Heiligen Vater helfen sollen, gelegentliches Heimweh zu überwinden: eine gebundene Dokumentation in Wort und Bild von der Festsitzung zu seiner Inthronisation, ein Aquarell seines Hauses von einem Pentlinger Maler sowie Wünsche und gebastelte Grüße der beiden gemeindlichen Kindergärten.

In seiner Antwort erinnerte sich der Papst daran, wie er vor 36 Jahren in Pentling zuerst eine Wohnung gemietet hatte und dann ein Haus baute, weil er den dörflichen, heimatlichen Charakter der Gemeinde so schätzte. Auch erwähnte er einen Engländer, der während der Amtszeit vom damaligen Bürgermeister Albert Sennebogen ein Gedicht über die schöne Lage von Pentling verfasst hatte. "Nostalgie kommt schon bei diesen Erinnerungen auf", sagte der Heilige Vater, und dass er schon ab und zu an sein "Häusel" denke, an die Nachbarschaft, an seine Freunde in Pentling, an den Kater Chico und den Hund Ingo, die sein Haus immer gut bewachten. Die Audienzbesucher dachten bei diesen Worten an "ihren Kardinal", wie er oft zwischen seinem Haus und dem Ziegetsdorfer Friedhof "huschte", wie er an der Bushaltestelle stand, um in die Universität zu fahren, an die Gottesdienste mit ihm, an die drei Weihen der Feuerwehrfahrzeuge, an die Begegnungen mit den Brüdern Ratzinger bei ihren Spaziergängen durch den Gemeindebereich... Und einige konnten ihre Tränen der Rührung und Ergriffenheit nicht ganz zurückhalten.

Papst Benedikt erzählte, wie er 1972 einige Tage vor der Einweihung die Großberger Schule mit seiner Schwester Maria besucht hat. "Das war damals eine Schule nach dem neuesten Stand und ich habe gesagt, hier Religionsunterricht zu geben, wäre schön. Der Herr hatte aber für mich etwas anderes vorgesehen".

Diese herzliche, freundliche und familiäre Ansprache an die Pentlinger war getragen von einer tiefen Güte und Weisheit. Kleine und große Zuhörer waren beeindruckt und begeistert von einem Papst, der sich freimütig zu seiner Heimat und zu einem Abschnitt seines Lebens bekennt.

Der Papst ging in seiner Ansprache auf die Partnerschaft mit Corciano und Civrieux ein, nachdem er die beiden Bürgermeister in ihrer Landessprache begrüßt hatte und stellte den europäischen Gedanken der friedlichen Gemeinsamkeit lobend heraus.

Unter den wachsamen und aufmerksamen Augen seines Sekretärs Monsignore Dr. Gänswein nahm sich der Heilige Vater viel Zeit, um mit jedem Besucher zu sprechen - wirklich mit jedem. Alois Eisvogel stellte sich vor und der Papst wusste sofort, dass er der 3. Bürgermeister ist. Zu den überbrachten Grüßen vom Gastwirt Fänderl meinte der Heilige Vater, dass er dort öfter und immer sehr gut gegessen habe.

"Für Ihre schwere Arbeit wünsche ich Ihnen, dass Sie gesund bleiben", sagte 2. Bürgermeisterin Karin Renkawitz. "Das liegt nicht in meiner Hand", antwortete der Papst lächelnd. "Aber wir beten alle für Sie", fügt sie hinzu und erhielt mit einem Händedruck, wie jeder andere Teilnehmer auch, ein Etui mit einem Rosenkranz. Für uns alle ein "großes" Geschenk.

Ein Besucher meinte, eigentlich hätte er ein Bayerisches Kartenspiel zum Herzeln mitbringen wollen. Darauf entgegnete der Papst scherzhaft: "Letzte Woche war ein Staatsmann hier und der hatte auch das Geschenk vergessen". Der Gemeindeingenieur stellte sich als Fachmann fürs Bauen vor und sofort wollte der Papst wissen, was wo in der Gemeinde gerade gebaut wird.

Andere bestellten Grüße von Ihm bekannten Bürgern. Nach jedem erkundigte sich der Papst und ließ wiederum Grüße bestellen. Vom 1. Bürgermeister Albert Rummel wollte der Papst wissen, wo das neue Rathaus steht. Er fragte auch einige Besucher, wo sie in Pentling wohnen sowie Kinder und Jugendliche, welche Klasse sie in welcher Schule besuchen.

Foto: Josef Eder
Manch ein Teilnehmer ließ sich ein von Ihm geschriebenes Buch signieren. Einige Besucher hatte der Papst schon als Kind gekannt und so entstanden persönliche Gespräche, Fragen nach der Mutter, dem Todestag des Vaters sowie nach dem Befinden der Familie.

Über die Fahnenbänder zur Erinnerung an seine Inthronisation ließ sich der Heilige Vater genau informieren und fragte nach den Vereinen. Besonders hat es ihn gefreut, dass die Pentlinger Feuerwehr dabei gewesen ist. Viele Besucher wünschten dem Heiligen Vater für die Zukunft Kraft und Gesundheit. Ein Besucher wünschte seinem Bruder baldige Genesung. Der Papst meinte: "Ihm geht es momentan nicht so gut, aber es wird schon wieder". Alle Anwesenden erlebten einen aufgeschlossenen, interessierten Papst, der sich, wie er selber erwähnte, durch diesen Besuch gestärkt fühle.

Am Ende dieser fast familiären Privataudienz war die Stimmung gelöst. Diesem Papst, Oberhaupt von 1,3 Milliarden Katholiken auf dieser Welt, stehen die Pentlinger sehr nahe und sie sind stolz darauf, Papst Benedikt XVI ihren Mitbürger und Ehrenbürger nennen zu dürfen.